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Verfasst: Sonntag 24. Februar 2008, 22:42
von saubohne
Schönen Gruß!
Ich schreibe derzeit an einer Ausarbeitung in Philosophie über Erkenntnisphilosophie und habe mich auf Erkenntnis durch fiktionale Literatur spezialisiert.
Die Scheibenwelt ist mein praktischer Teil und ich wäre euch sehr dankbar wenn ihr mir ein paar Sachen die euch zu dem Thema einfallen mitteilen könntet.
Beispiele:
Ankh-Morpok ist Beispiel für Metropolen an sich und besonders für New York, sie ist ein Beispiel für Umweltverschmutzung, Kriminalität und anderen typischen Problemen einer Großstadt.
Der Auspruch "Eine Lüge kann um die ganze Welt gelaufen sein, bevor die Wahrheit die Stiefel angezogen hat." zeigt wie schwer die Welt belehrbar ist und wie schwer es ist für eine "Gute" Sache einzustehen
Die Befreiung der Golems in Hohle Köpfe ist ein Beispiel für Selbstbestimmung (Sapere Aude, Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit) für die Industrialisierung und so auch Sinnbild für die Standardisierung/Automatisierung und den Rückgang.
Wie gesagt für verbesserungen und ergänzungen bin ich sehr dankbar, vorallem da ich noch nicht alle Romane habe.
Schönen Gruß,
saubohne
Verfasst: Sonntag 24. Februar 2008, 23:28
von Bibliophila
Die Scheibenweltromane zeigen unter anderem die Folgen von Hass und Rassismus auf, z.B. In Klonk zwischen den Zwergen und Trollen und in Fliegende Fetzen.
Übrigens: Ankh-Morpork erinnert zwar an New York, ist aber von London inspiriert.
Verfasst: Montag 25. Februar 2008, 00:38
von saubohne
Sicher?
Dachte immer "Big Wahoonie" und "Big Apple" wäre eindeutig...
Auch der "Breite Weg" und "Broadway" und die anwesenheit von vielen Theatern und der Metropolitan Opera am Broadway und das Theater "Die Scheibe" und das Opernhaus am Breiten Weg... Ausserdem führt der Broadway an der Cityhall vorbei, der Breite Weg läuft auf den Patrizierpalast zu.
Wobei der Ankh eher zur Themse als zum Hudson river passt...
Verfasst: Montag 25. Februar 2008, 00:56
von Feles Cum Libero
Ich denke, da ist einiges von beiden Städten drin. Die Bezeichungen erinnern eher an New York, aber das Flair eher an das alte London. Geht zumindest mir so. Pratchett hat dazu auch irgendwo etwas geschrieben, aber ich weiß gerade nicht, wo.
Das Theater "Die Scheibe" ist übrigens eine Anspielung auf Shakespeares Theater "The Globe" in London.
Verfasst: Freitag 29. Februar 2008, 21:05
von saubohne
hat noch jemand ideen?
Verfasst: Samstag 1. März 2008, 12:27
von Du Mistvieh
Ich würde gerne behilflich sein, kann mit dem Begriff "Erkenntnisphilosophie" aber nicht viel anfangen; bitte gib mal eine Definition an und erkläre es mir als "Laien". Ansonsten würde es noch helfen, wenn du schreibst, welche Bücher du schon gelesen hast.
Verfasst: Samstag 1. März 2008, 16:49
von saubohne
erkenntnisphilosophie beschäftigt sich mit erkenntnissen und wie man sie gewinnen kann.
ich kümmere mich besonders die frage, wie man durch fiktonale literatur erkenntnis gewinnen kann. es gibt auch den standpunkt, dass das nur durch sachtexte möglich ist, aber die scheibenwelt kritisiert und spiegelt ja kontrolliert wieder.
Verfasst: Samstag 1. März 2008, 18:28
von Du Mistvieh
Mhh, so richtig schlau bin ich daraus noch nicht geworden, aber ich versuch's mal. Bitte nenne noch die Bücher, die du schon gelesen hast.
Aus "Der Zeitdieb": Hier haben wir sogar vier wichtige Erkenntnisse:
1. Vergiss niemals Regel Nummer 1! (Viele haben es bereut, nicht von Regel Nummer 1 zu wissen). [Unterschätze nie, niemals, kleine verhuzelte, gebrechlich aussehende alte Männer]
2. Auch mit Nougat kann man einen perfekten Moment haben! (Ambivalenz von Schokolade; sie kann ein Genuss darstellen, aber auch tödliche Waffe sein)
3. Der Yeti ist ein sehr schlaues Geschöpf, das sein Leben von Gefahren dadurch sichert, indem es biogenetische Abbilder von sich schafft. Das sollte den Menschen zu denken geben.
4.Wie immer, wenn die Zeit mit ins Spiel kommt: Zeitparadoxa lohnen nicht, dass man viel über sie nachdenkt, denn der menschliche Verstand ist nicht dafür geschaffen, sie vollkommen zu erfassen; spiele nicht mit der Zeit! Nur Wen hat es geschafft die Zeit zu kontrollieren.
Aus "Pyramiden"
1. Hier erfahren wir, dass der beste Mathematiker der Scheibenwelt kein Mensch ist, sondern ein Kamel (oder war es ein Dromedar?)!
2. Die praktischen Philosophen liefern viele neuer Erkenntnisse, z.B. dass es unmöglich sein kann, dass ein Pfeil eine Schildkröte einholen und sie töten kann.
3. Das es eine seltsame Welt sein muss, wo der Umfang eines Kreises (oder einer Pastete) 3 und ein bisschen mal länger ist als sein Radius (Phtagonal)
Wenn Ankh-Morpork der Innbegriff der dekadenten Stadt ist, so ist Sto-Lat der Innbegriff der ländlichen Langeweile und Banalität.
Man muss nicht verrückt sein , um in der Hölle zu arbeiten, aber es hilft!!! (Eric)
Grosse Städte, wie Ankh-Morpork gleichen Lebewesen; was aus einer solchen Stadt wird, sieht man , wenn sie genügend Lebensenergie bekommt (Alles Sense)
"Man sollte den Menschen das geben, was sie brauchen, nicht das, was sie wollen!" (Oma Wetterwach bei vielen Gelegenheiten). Diese Erkenntniss zeigt die wahre Macht, die hinter der Hexerei steckt.
Warum das Schabeltier? (Heisse Hüpfer) -> auch Gott hat Humor!
Das Ausfallen der Apokralypse (apokryphe Apokalypse) durch die vier (ehemals 5) apokralyptischen Reiter durch Trunkenheit am Pferd !? Allerdings weiss ich nicht, welche Erkenntnis diebezüglich einhergeht.
Magie! Die Macht des Namens, die Macht der Gedanken! Gedanken erzeugen Wirklichkeit (das ist dem Esoteriker schon lange bekannt)! (taucht in vielen Romanen immer wieder auf)
Und nun eine sehr pathetische und klischeehafte Erkenntnis:Das Gute gewinnt immer (also meistens jedenfalls)!
Neugierigkeit kann tödlich sein ! ( vorallem wenn man ein extrem neugieriger Tintenfische ist, wie in "Fliegende Fetzen", übrigens eine meiner Lieblingsstellen)
Das Gildensystem von Ankh-Morpork: Erzeuge mehrere Parteien (Interessenstrukturen), gib mehrere Meinungen vor und lass sich dann diese Parteien gegeneinander streiten, kämpfen usw., um den Blick auf die wahren Probleme zu haben. Ein bekanntes politisches Kampfmittel, was auch in unserer Welt sehr beliebt ist!
So das wär's erstmal für's Erste, aber von diesen Erkenntnissen gibt es noch Unmengen in den Romanen!
Verfasst: Samstag 1. März 2008, 19:13
von saubohne
Triffts ganz genau!
Habe
Heiße Hüpfer,
Hohle Köpfe,
Schweinsgalopp,
Fliegende Fetzen,
Der Zeitdieb,
Echt zauberhaft,
Helle Barden,
Rollende Steine,
Ruhig Blut!,
Voll im Bilde und
Die volle Wahrheit gelesen, habe aber nicht alles mehr 100% präsent also auch gerne Sachen aus diesen büchern
Verfasst: Sonntag 2. März 2008, 01:41
von Du Mistvieh
So, noch schnell ein paar Antworten, die mir noch so eingefallen sind.
Manchaml ist ein Zauberstab mit 'nem Knauf am Ende nur ein Zauberstab mit 'nem Knauf am Ende (ich hoffe, dies nicht noch genauer erklären zu müssen)
In die gleiche Kategorie fällt: "Der Igel ist auf jedenfall besser dran!"
Aus "Fliegende Fetzen": Zeigt wie ein Streit über eine Banalität (das Auftauchen von Lesph) erst zu einem Streit, dann zu einem internationalen Krieg eskaliert, und das es nicht immer einen brutalen Abschluss geben muss, sondern man die schlechte Energie in gute umwandeln kann (Kampfplatz wird zum Spielfeld). Zeigt weiterhin, dass dies alles auch geplant werden kann, um ein bestimmtes politisches Ziel zu erreichen.
Aus"Ruhig Blut": vielleicht folgende Erkenntnis: "Lobe den Tag nicht vor dem Abend" oder "Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein" oder "Wer zuletzt lacht (oder beisst), der lacht (beisst) am besten "
Eine gesicherte Erkenntnis aus "Wachen!Wachen!": Chancen von eins zu einer Millionen gehen in neun von zehn Fällen in Erfüllung.
Aus "Die Nachtwächter": "Das Passwort lautet immer Schwertfisch" (Mumm)
Und die Erkenntnis, dass die physischen Formen des Kopfes, die Lage der Ohren, Augen , Augenbrauen etc. keine Aussagen über den Geist/Verstand einer Person machen können (Hauptmann Schwung) -> Auch dein netter, gut aussehender Nachbar kann ein Killer sein.
Aus "Einfach Göttlich": Glauben erschafft Wirklichkeit (Götter brauchen den Glauben ihrer Gläubigen, um stärker zu werden)
Tod beim Schachspiel (immer wieder):" Wie ziehen noch mal diese kleinen Pferde?" Welche Erkenntnis läst sich daraus nur ableiten, ausser das Tod wirklich keine Ahnung vom Schachspiel hat, denn kein Schachspieler, der etwas auf sich hält, nennt diese kleinen Pferde Pferde !?
Die Bösewichte kommen immer leichter durchs Leben als die Guten, denn sie gehen über Leichen -> der menschliche Faktor zählt für sie nicht
Aus der Zauberhut: Rincewind besiegte den mächtigen kreativen Magus nur mit einer Socke, die einen halben Ziegelstein enthielt (das tat er tatsächlich, auch wenn die Aussage falsche Assoziationen weckt) -> Auch die ganz grossen kochen nur mit Wasser?!
Grosse Erleuchtung bringt auch Oma Wetterwachs' Persönlichkeitsfrage aus "Mummenschanz": "Wenn dein Haus brennen würde, was würdest du als erste heraus holen?"!
Man könnte meinen, der Ausschrei des Schmerzes sei universell, aber da irrt man sich: Wenn man bei den Kanibalen des tezumanischen Dschungels "ARGHH!" schreit, sollte man sich nicht wundern, wenn sie noch mehr heisses Fett über einen gießen, denn genau das ist die tezumanische Übersetzung für "ARGHH!" ("Bitte, mehr heisses Fett!"), in anderen Scheibenweltgegenden kann es auch bedeuten: "Ich möchte deinen Fuss essen" oder "Deine Frau ist ein fettes Nilpferd". Also im Ausland immer schön vorsichtig sein mit solchen universellen Ausdrücken.
Katzen sind reine Egoisten, wie Oma Wetterwachs so treffend in "Mummenschanz" feststellte:" Greebo würde auch mit dem augenfressenden Irren von Quirm Freundschaft schliessen, wenn er einen gut gefüllten Fressnapf von ihm bekäme"
Weiterhin:"In einem dicken Mädchen steckt ein dünnes und viel Schokolade"
Und ein letztes aus dem gleichen Roman, ich zitiere Emil Eimer:"Die Art von Zwischenfällen, die man lieber :lach:
Nun das liefert uns doch gleich mehrere Erkenntnisse:
1. The Show must go on!
2. Warum einen guten Käse vergeuden?!
3. Ehebruch kann zum Selbstmord führen.
Bertholt Stuttley Johnsen alias "Der absolut bekloppte Johnsen" ist ein gutes Beispiel dafür, das absolute Dummheit und Ignoranz nicht vor Erfolg schützen.
In "Total verhext":Die Quantenmechanik hat auch ihre Spuren auf der Scheibenwelt hinterlassen, hier in Form von "Schrödingers Katze" alias "Nannys Katze" (Greebo): Greebo konnte drei Zustände haben: Tod, lebendig, oder sehr, sehr wütend :lach:
Zum Abschluss sei noch der Entenmann erwähnt, an dem sich selbst der hartgesottenste Philosoph die Zähne ausbeissen würde. (Niemand hat jemals die Ente nach ihrer Meinung gefragt, vielleicht würde sie soetwas wie:"Am Anfang dachte ich, es sei nur ein Geschwür" sagen)
PS: Versäume nicht die genialen philosophischen Dialoge von Fred Colon und Nobby Nobbs. Also meiner Meinung nach verdienen die beiden den Doktortitel der Philosophie.
So, das wär's mal wieder. Es gibt immer noch Unmengen; also, wenn du noch mehr brauchst, sag Bescheid.
[ Diese Nachricht wurde geändert von: Du Mistvieh am 02.03.2008 um 01:50 ]
Verfasst: Sonntag 2. März 2008, 16:10
von saubohne
erstklassig, danke!